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Petrauschke und Kreisdirektor Dirk Brügge besuchten jetzt gemeinsam mit dem Flüchtlingsbeauftragten des Rhein-Kreises Neuss, Benjamin Josephs, die Ausbildungswerkstatt bei Hydro. Werkleiter Christoph Budde und HR-Managerin Stephanie Törkel erläuterten ihnen, was Hydro bisher erreicht hat – ein Jahr nach der Entscheidung, acht Flüchtlinge als zusätzliche Auszubildende aufzunehmen.  

„Wir erfuhren schnell: Rechtliche Rahmenbedingungen waren erst noch zu definieren, die Institutionen zur Betreuung begannen erst so richtig ihre Arbeit – und geeignete Aspiranten zu finden, war eine langwierige Aufgabe. Bei deren Lösung halfen uns vor allem Ehrenamtliche, weil sie die Flüchtlinge persönlich kennen gelernt hatten, mit ihren Schicksalen und mit ihren Talenten“, so Törkel.  

Besonders schöne Erfolge: Ein Kandidat wirkte so gewandt und kundig, dass ihn die Abteilung Logistik direkt berufsvorbereitend für die kaufmännische Arbeit aufnahm – mit prima Eindrücken bisher. Und sogar unter den „Jahrhundert-Azubis“, die im August ihre Ausbildung im Werk begannen, ist ein junger Syrer: Dank zwei Jahren Schulbesuch in Deutschland war er fit genug, nun zu lernen, wie man die hochmodernen Hydro-Maschinen und Anlagen führt. Auch Rheinwerk und Alunorf in Neuss haben schon Hospitanten eingestellt, ein junger Mann absolviert nun sogar ein Einstiegsqualifizierungsjahr im Rheinwerk.  

Als Schlüssel für den Weg in die Industrie erwiesen sich Sprachkenntnisse. Statt die gefundenen Bewerber mit Metall-Hintergrund mangels Deutschkenntnissen wieder wegzuschicken, bietet Hydro seit 1. März Deutschstunden in seiner Ausbildungswerkstatt an – und lässt Schüler zugleich regelmäßig berufsvorbereitend in Betrieb und Übungen hineinschnuppern.

Die Vorgesetzten bekommen ein Cross-Kulturen-Training 

Die Nähe von Kursus und Werk, Theorie und Praxis treibt die Schüler an. Kritik sind sie allerdings noch nicht so gewöhnt, man muss sie sehr behutsam leiten.  So entschied Werkleiter Christoph Budde mit der Personalabteilung, auch eigene Vorgesetzte zu schulen: „In diesen Tagen veranstalten wir ein interkulturelles Kompetenztraining für alle hier, die mit Flüchtlingen zu tun haben.“  

Weitere Lerneffekte auf dem Weg: „Zuerst lehrten wir Teilnehmer aus mehreren Ländern und mit mehreren Dolmetschern. Das bremst. Also konzentrierten wir uns auf Syrer“, sagte Stephanie Törkel.  

Acht junge Männer lernen aktuell in diesen Kursen. Sie sind allein hier; die Familien sind in der Türkei oder Syrien. Sie wohnen in Grevenbroich, privat oder im Heim, sind Muslime oder orthodoxe Christen und seit November 2015 im Rhein-Kreis. Ende Januar 2017 steht ihre Prüfung zur Fähigkeitsstufe B1 an. Wer sie besteht, könnte im Sommer 2017 bei Hydro als Auszubildender weitermachen oder zumindest ein Einstiegsqualifizierungsjahr beginnen.  

„Alle sind hochmotivierte und flexible Schüler, nur mit der Sprache als Hürde. Um in der Arbeitswelt voll zu bestehen, müssten sie eigentlich auch den B2-Abschluss meistern“, sagt Norbert Kothen vom Technologiezentrum Glehn, das den Kursus organisiert hat. Er würde begrüßen, wenn es bald auch eine Förderung bis zum höheren Sprachschatz gemäß B2 gibt.  

„Großer Dank an das Unternehmen Hydro, dass es seine Ressourcen so in den Dienst der Flüchtlinge stellt – ebenso an alle Mitarbeiter. Hier ist zu spüren: Die Flüchtlinge wollen möglichst schnell etwas lernen und leisten“, sagte Hans-Jürgen Petrauschke. „Wir dürfen sie, gerade in ihrem jungen Alter, nicht hängen lassen, sondern sollten sie immer beschäftigt halten.“  

Gefragt, wo die Verwaltung noch weiter helfen könnte, wies Hydro-Managerin Törkel auf Probleme anderswo hin: „Was wir schon gelernt haben, fällt vielen anderen Unternehmen schwer – nämlich die gesamte Bürokratie rund um die Beschäftigung von Flüchtlingen zu bewältigen.“  

So freuten sich die Gäste, von Ausbildungsmeister Harald Weuffen zu hören: „Wenn wir unsere syrischen Jungs in der Innenstadt treffen, strahlen sie und grüßen. Und wenn sie in der Freizeit nicht abhängen, oft im Café Kultus, dann sind sie vor allem beim 1. FC Süd auf dem Platz schon sehr schön integriert – Fußball verbindet.“

Werkleiter Christoph Budde bespricht eine Lötübung mit einem syrischen Sprachschüler.

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