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Mehr als 160.000 Spendewillige vor allem aus dem Rheinland sind in dieser Daten-Bank gelistet: jeweils mit Mikrometer kleinen Proben ihrer Zellen , also sechsmal so dünn wie die Aluminium-Hochleistungsfolie der Hydro. Gewonnen werden die Zell-Proben per Wattestäbchen-Abstrich aus dem Mund. Dieses Minimum an Zellen nehmen die Laboranten der KMSZ auf eine Reise in die Molekularbiologie, zerlegen es bis hinunter zum Gen-Baustein und kennen schließlich die Struktur der Gewebemerkmale der Stammzellen des einzelnen Spenders.

Dass genau meine Stammzellen verträglich sind für einen neu an Blutkrebs Erkrankten, „wäre eine größere Sensation, als im Lotto den Jackpot zu knacken", sagt Dr. Johannes Fischer, Leiter der KMSZ. Deswegen sind Neuspender sehr gefragt: Je mehr registrierte Spender mit unterschiedlichen Gewebemerkmalen die Daten-Bank vorhält, desto mehr Hoffnung einen Passenden für die Erkrankten zu finden.

Pro Jahr 8.000 Menschen in Deutschland, quasi ein Mensch alle 20 Minuten, erhalten die lebensbedrohende Diagnose, dass sie Leukämie oder eine andere gefährliche Bluterkrankung haben. Wenn für ihre angegriffenen Stammzellen eine Spende passt, dann erhöht sich ihre Überlebenschance enorm: von 4 auf bis zu 90 Prozent.

Kollege Trippen auf dem Weg der Besserung

So wie für Reimund Trippen aus der Rollenschneiderei Band im Werk Grevenbroich. Für den an Leukämie erkrankten Kollegen organisierte der Betriebsrat eine große Aktion, und viele machten mit: 300 Walzwerker ließen im vergangenen Frühjahr ihren Wangenabstrich testen, jetzt sind ihre Gewebemerkmale typisiert und in der KMSZ gelistet.

Doch erst ganz woanders, nach vielen bangen Monaten, fand sich für den schlimm geschwächten Hydro-Kollegen endlich eine passende Spende. Die Leukämiebehandlung fordert jeden Kranken enorm und birgt Risiken. Bei Reimund Trippen hat die Übertragung von Blutstammzellen gewirkt. Der Rommerskirchener ist auf dem Wege der Besserung. Hoffen wir aufs Beste für ihn!

„Die vielen Neuspender, auch von der Hydro, sind uns eine große Hilfe. Insgesamt gewannen wir 2012 rund 24.000 neue Spendewillige mit ihren Erbgutdaten", sagt Anette Herda vom KMSZ. Sie betont ihren Dank an Rolled Products auch für die Geldspende: Die Mitarbeiter in Grevenbroich gaben bei ihrer Weihnachtssammlung 4.106 Euro, die Werkleitung ergänzte den Betrag um 5.000 Euro. Beide Beträge wurden an die KMSZ überwiesen.

Die Hilfe ist sehr willkommen. Die KMSZ leistet ihren Dienst in guter technischer Ausstattung, doch mit knappem Etat und sparsamem Mobiliar für die 50 Mitarbeiter. 15 davon kümmern sich um eine besondere Art von Spenden: unverwandte Stammzellspenden von 17.000 Nabelschnüren frisch entbundener Mütter, in Stickstofftanks kühl aufbewahrt.

Das sehen bei ihrem Besuch in der KMSZ die Delegierten der Hydro, Personalleiterin Cordula Dressler, die Betriebsräte Ernst Schumacher und Andrea Büttner sowie Kommunikationsleiter Michael Peter Steffen – aber auch, wie akute Hilfe geleistet wird: Zwei Frauen lassen sich Blut abnehmen, den „Lebensretter-Jackpot" für zwei Leukämiekranke. Die Blutpakete werden dann schleunigst zur Behandlung der Kranken transportiert, in Deutschland oder anderswo in der westlichen Welt. „Für die Stammzelltransplantation ist eine hochprofessionelle Logistik und medizinische Infrastruktur notwendig", erklärt Fischer.

Nach einer Stammzelltypisierung dauert es mindestens vier Wochen, vielleicht auch ein Jahr oder fast 40 Jahre, bis es zu diesem Spende-Jackpot kommt. Oder auch nicht. Die weitaus meisten Spendewilligen – 4 Millionen in Deutschland, weltweit knapp 20 Millionen – bleiben all die Zeit lang nur Willige, weil ihr Erbgut eben für keine der gesuchten Spenden exakt taugt. „Mit 60 Jahren sind sie zu alt zum Spenden, dann werden ihre Daten aus unserer Kartei entfernt", sagt Anette Herda. Jedes Jahr fallen allein in der KMSZ einige tausend Spendewillige weg. So suchen alle Knochenmarkspenderegister stets nach neuen Spendewilligen und es heißt weiterhin: „Dein Typ ist gefragt" – mit der Hoffnung auf den helfenden Jackpot gegen Leukämie.

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